Aktuelle Rankings zeigen: Wenn du aus Singapur, Südkorea oder Japan kommst, kannst du fast überall auf der Welt ohne große Hürden reisen. Für US-Passinhaber sieht die Sache hingegen nicht rosig aus.
Das Henley Passport Index misst seit zwei Jahrzehnten die Reisefreiheit verschiedenster Länder und die Möglichkeiten ihrer Bürger. Diese Auswertung kommt vom Anwaltsbüro Henley & Partners und bislang auch auf die offiziellen Daten der International Air Transport Association (IATA) zurück.
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Eine der grundlegenden Fragen, die man sich bei so einem Ranking stellt, ist: Was macht einen Reisepass wirklich mächtig? Wer kann mit seinem Pass einfach so rein und wer nicht?
Für dieses Jahr stehen gleich drei asiatische Pässe an der Spitze der Liste und bieten Zugang zu 189 Reiseländern.
Besonders markant: Die Vereinigten Staaten sind erstmals in der Geschichte des Rankings komplett aus den Top Ten gefallen und belegen nun Platz zwölf, gemeinsam mit Malaysia.
Bürger von beiden Ländern haben visumfreien Zugang zu 180 von insgesamt 227 erfassten Ländern und Regionen in diesem Index. Da Henley & Partners Länder mit der gleichen Punktzahl als gleichrangig betrachtet, gibt es in der Liste insgesamt 36 Länder, die vor den USA liegen.
Im Jahr 2014 noch Erste in diesem Ranking, waren die USA auch im Juli dieses Jahres noch unter den besten zehn Ländern, so berichtet jedenfalls der US-Sender CNN. Woran liegt der Rückgang?
Ein Grund dafür können die Änderungen bei den Einreisebestimmungen einiger Länder sein: Brasilien hat im April die Visumfreiheit für Bürger aus den USA, Kanada und Australien in einer ausdrücklichen Reaktion auf das Fehlen von Gegenseitigkeit abgeschafft. China hat dagegen die Bedingungen gelockert und offeriert nun für viele europäische Staaten, darunter Deutschland und Frankreich, visumfreien Zugang. Diese Strategien scheinen Teil von Chinas Ansatz zu sein, die internationale Zusammenarbeit zu fördern.
Doch auch Papua-Neuguinea und Myanmar haben ihre Einreisebedingungen zu Gunsten anderer Länder verbessert, was das Gesamtbild für die USA nicht rosig macht. Immer wieder gelangten neue elektronische Visa-Systeme, wie im Fall von Somalia, in die Schlagzeilen. Auch die Einschränkung visumfreier Zugänge für die USA durch Vietnam hatten dabei ihren Anteil.
„Der Rückgang des Einflusses des US-Passes in den letzten zehn Jahren ist mehr als nur eine kurzfristige Veränderung in den Ranglisten – er zeigt wesentlich breitere Verschiebungen in der globalen Mobilität und den Machtverhältnissen“, erklärte Christian H. Kälin, Chef von Henley & Partners in einer Pressemitteilung. „Nationen, die Offenheit und Zusammenarbeit schätzen, haben die Nase vorn, während die, die sich auf vergangene Vorteile ausruhen, zurückbleiben.“
Es bleibt unklar, ob das Ergebnis des Rankings in Verbindung mit der strengen Einwanderungspolitik der Trump-Administration steht. Ein Vertreter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Grant Thornton China, Tim Klatte, meinte: „Die Rückkehr Trumps zur Macht hat neue Handelskonflikte mit sich gebracht, die die Mobilität der Amerikaner einschränken werden, während Chinas Bereitschaft zur Öffnung seinen globalen Einfluss stärkt. Diese unterschiedlichen Ansätze werden die Dynamics von Wirtschaft und Reisen weltweit verändern.“
Besonders beeindruckend ist, dass sich die Vereinigten Arabischen Emirate in den letzten zehn Jahren von Platz 42 auf Platz acht verbessern konnten. Auf der anderen Seite des Rankings sieht es jedoch düster aus: Afghanistan belegt den letzten Platz mit nur 24 Destinationen, zwei weniger als zu Beginn des Jahres. Syrien folgt auf Platz 105 mit Zugang zu 26 sowie der Irak auf Platz 104 mit 29 Zielen.
