Ein Tag später als zunächst geplant, betritt der legendäre Robbie Williams (51) die Bühne und erweil uns das Berliner Publikum erwartet. Doch vorher taucht er gleich zweimal auf den Videoleinwänden auf, um Werbung für ein Elektronikgeschäft und später für Katzenfutter zu machen. Na, das sind mal ungewöhnliche Werbespots für einen Superstar!
Die Lottery Winners, die Vorgruppe, versuchen sich unterdessen als Stimmungsmacher, doch Sänger Thomas Jack Rylance wirkt eher wie ein Freizeitmarktschreier, der das Publikum aufheitern möchte. Am Ende betteln sie regelrecht um Follower auf Instagram.
Bevor es richtig losgeht, wird die Bühne gut aufgeräumt. Es hat in den Stunden vor dem Konzert immer wieder geregnet, und noch fünf Minuten vor dem Auftritt von Williams setzt das Wetter erneut ein. Die Zuschauer, die Schirme und Regenjacken mitgebracht haben, sind klar im Vorteil.
Robbie nimmt die Zuspätkommer auf die Schippe
Eine Gruppe jugendlicher Zuspätkommer, alle in knallpinken Ponchos, muss sich eine kleine Standpauke von Robbie anhören: „You’re fucking late!“. Er verspottet sie liebevoll und erklärt ironisch, was sie gerade verpasst haben. Auch behauptet er, er hätte bereits „Angels“ und „Rock DJ“ gesungen und plant, gleich nach Hause zu gehen.
Natürlich war das nur Spaß! Die Pink-Poncho-Truppe hat allerdings tatsächlich den neuen Hit „Rocket“ verpasst, der aus seinem nächsten Album „Britpop“ stammt, das nächsten Monat erscheint. Der Song beginnt mit einem dramatischen Voiceover, das über die Zukunft des Entertainments im Alter von Künstlicher Intelligenz philosophiert.
„Habt ihr mich vermisst?“ Die Publikumsliebe ist klar
Endlich ist es so weit – Robbie kommt auf die Bühne! Sein Outfit: Ein auffälliger Rennfahrer-Overall mit schwarzen Streifen und eine Sonnenbrille, die seine grauen Haare masking. Bei dem Song, der normalerweise sein erster sein sollte, „Let Me Entertain You“, schlüpft er in ein glitzerndes rotes Trainingsoutfit und fordert das Publikum sogar zur Begeisterung auf. „Are you with me, Berlin? Have you missed me?“. Die Antwort ist ein lautes „Ja“ – das Berliner Publikum freut sich sichtlich!
In seiner Ansprache offenbart Robbie seine Sehnsucht nach Eskapismus: Die Welt befindet sich im Chaos, und es braucht geschützte Räume, um dies für zwei Stunden hinter sich zu lassen. Er schaut über die Waldbühne und sagt: „This is the place“ – hier gehört er hin.
Zurück zu großen Zeiten
Williams lässt die Erinnerungen seiner kreativsten Phase aufleben, als er die nostalgischen Klänge seiner größten Hits präsentiert. Aber er gibt auch zu, dass einige Teile seiner Karriere nicht besser geworden sind. Nach dem Album „Escapology“ folgte er dem feudalen Beispiel von Michael Jackson, indem er sich selbst zum „King of Entertainment“ krönte.
Schaut man sich seine Liveauftritte heutzutage an, fällt der Grossteil des Abends noch immer auf seine beeindruckenden Alben aus den späten 90ern und frühen 2000ern zurück.
Vom Casanova zum Familienvater
In seinem Biopic „Better Man“ wird eine interessante Wendung vorgestellt, ebenfalls erzählt er, wie wichtig seine Frau Ayda Field für ihn geworden ist. Die beiden sind mittlerweile seit 15 Jahren verheiratet und haben zusammen vier Kinder. Ein gelungenes Familienglück, weit entfernt von der schroffen britischen Klatschpresse.
Während er unter Konfettiregen seine Liebe zum Familienleben besingt, vermisst man die tiefgreifenden Texte seiner früheren Songs wie „Monsoon“ und „Feel“ – Lieder, die mit herrlicher emotionaler Tiefe gespielt werden.
Nostalgische Hits und persönliche Staffelungen
Robbie nimmt uns mit auf eine Zeitreise. Während der zweistündigen Show präsentiert er auch frühere Auftritte und spricht humorvoll mit einer KI-animierten Version seiner selbst aus seiner Jugend. In einem skurrilen Dialog lobt ihn dieser und überrascht mit der Feststellung, dass er trotz seiner 60 Jahre immer noch frisch aussieht.
In Berlin widmet Robbie die Ballade „She’s the One“ einer Zuschauerin, die sich herausstellt, eine 33-jährige Sarah zu sein – typische Robbie-Charme, auch wenn es etwas unverfroren erscheint, die Alterspolitik ins Spiel zu bringen!
Die zweite Hälfte des Abends präsentiert er sich in einem eleganten, pinken Anzug und transformiert auch andere Klassiker von Frank Sinatra, die die Menge zum Mitsingen bringen. Besonders hervorhebt Robbie: „DAS bekommt ihr bei Oasis nicht geboten!“. Die Stimmung vermittelt ein Gefühl der Zeitreise zurück in die Glamourzeit.
Karaoke auf der Bühne
Um sein Bandmitglied vorzustellen, veranstaltet Robbie einen großartigen Karaoke-Block, der voller Überraschungen und Spaß steckt. Teilweise jaulend und ansteckend, führt es die Begleitmusik vom klassischen “YMCA“ bis zu The Who.
