Der neue barrierefreie ICE L ist jetzt auf den Gleisen in Deutschland unterwegs. Nach einer Verzögerung von zwei Jahren hat der spanische Hersteller Talgo endlich den ersten von insgesamt 79 bestellten Zügen geliefert. Dieser ist seit Sonntag zwischen Berlin und Köln unterwegs. Das stellt einen Fortschritt für die Deutsche Bahn dar, auch wenn es vereinzelt kleinere Einschränkungen gibt. Bei der Premiere war das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) mit an Bord.
Ein großer Pluspunkt des neuen ICE L ist der erleichterte Zugang für Reisende mit schweren Koffern, Kinderwagen oder eingeschränkter Mobilität. Instead of dem mühevollen Hochwuchten über Stufen benötigt man jetzt nur noch einen ebenerdigen Zugang. Diesen Fortschritt werden vor allem ältere Menschen und Eltern mit kleinen Kindern zu schätzen wissen. Auch Rollstuhlfahrer können nun ohne Hilfe am Zug einsteigen, dank eines speziellen Servicewagens, der die weite Lücke zwischen Waggon und Bahnsteig schließt.
Innovative Niedrigflurtechnik erfüllt hohe Ansprüche
Das „L“ steht beim ICE für „Low Floor“ (Niederflur). Dies wird durch eine neue Radaufhängung realisiert, die weniger Platz benötigt. Anstelle eines beweglichen Plateaus mit vier Rädern, wie es bei früheren Modellen der Fall war, gibt es nun nur noch zwei einzeln aufgehängte Räder zwischen den Waggons. Diese Veränderung bringt nicht nur eine Gewichtsersparnis, sondern auch einen geringeren Energieverbrauch. Allerdings muss man sich bei einer Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h mit dieser Geschwindigkeit begnügen.
Das Innendesign des ICE L hat sich ebenfalls verändert. Jetzt kann man schnell durch die Wagen sehen, ähnlich wie in einer S-Bahn. Die neuen Waggons sind kürzer und 10 Zentimeter breiter als die Vorgänger und wirken nun robuster und kantiger, weniger wie schlanke Rennpferde und mehr wie ein solides Arbeitspferd. Die Sitze sind komfortabel und bieten durch eine abgerundete Rücklehne ausreichend Platz für die Reisenden, wenn einer die Lehne zurückstellt.
Fenstersitze mit echtem Ausblick
Positiv überrascht jeder Reisende, der einen Fenstersitz einnimmt: Jeder Platz hat tatsächlich ein Fenster – anders als bei manchen der alten ICE Modelle, wo oft die Kunststoffverkleidung im Weg war. Zudem signalisieren kleine Ampeln an den Sitzen, der Platz ist frei oder reserviert. Ein größerer Klapptisch und zusätzliche Ablageflächen auf Augenhöhe für Tablets erleichtern das Entspannen und Videoschauen. Güttelend bleibt festzuhalten: Mobilfunksignale sind auch besser durch die Scheiben, Geschwätz über überlastete Repeater gehört der Vergangenheit an.
Der ICE L besteht aus 17 zusammenhängenden Waggons plus einer E-Lok. Nach Erhalt der nötigen Zulassungen wird ein Steuerwagen hinzugefügt, wodurch ein Wenden der Lok überflüssig wird.
Insgesamt bietet der neue Zug 562 Sitzplätze, davon 477 in der zweiten Klasse. Besonders kundenfreundlich ist die Angelegenheit für Familien: Es gibt 46 Plätze in einem speziellen Familienbereich mit Spielmöglichkeiten, zudem 9 spezielle Plätze für Kleinkinder. Die nächsten Ausführungen des ICE L sollen im Sommer 2026 auch Fahrten nach Westerland und Oberstdorf bedienen, wobei hier angepasste Einrichtungen für die Ansprüche der Familien an Urlaubsreisen entschieden berücksichtigt wurden, so ein Sprecher der Bahn.
Was ist ein F-Gerät?
Eine oft gestellte Google-Anfrage, die während einer Fahrt aufgrund einer Bitte des Zugchefs kam, als er darum bat, einen Feuerlöscher in Wagen 10 zu bringen.
Trotz aller Fortschritte gibt es jedoch noch Handlungsbedarf. Der barrierefreie Zugang ist momentan nur zwischen Berlin und Köln möglich. Die nächsten ICE L sind für 2026 fester Bestandteil des Plans, angestrebt werden Fahrten nach Westerland ab Mai und zu Oberstdorf ab Juli. Allerdings kann Talgo im kommenden Jahr wegen der deutschen Zulassung noch keine Loks bereitstellen. So lange wird die Deutsche Bahn Mietloks von Siemens bereitstellen.
Laut eines Bahnsprechers sind derzeit Verhandlungen im Gange, um wie Talgo für die entstehenden Zusatzkosten kompensiert wird. Da die Strecken nach Westerland und Oberstdorf zudem nicht elektrifiziert sind, hat die Bahn beschlossen, 21 Doppelbetriebslokomotiven von Siemens zu erwerben, die sowohl elektrisch als auch mit Diesel betrieben werden können.
Leider kann der neue ICE L nicht jedes Bahnhofssegment ansteuern, aufgrund inkompatibler Bahnsteighöhen. Die Stadt Göppingen hat sogar versucht, die Deutsche Bahn zu überzeugen, ihrer Gemeinde den Bahnhof zu verkaufen, damit sie ihn selbst zukunftssicher gestalten – das blieb jedoch ohne Erfolg.
Übrigens gibt es auch ein Abteil für Fahrräder – aber trotz der Zielierungen in Urlaubsorten, bleibt leider nur Platz für acht Räder.
In den Toiletten funktioniert vieles automatisch. Man muss nichteinmal mehr den Abfallbehälter berühren – einfach die Hand davor halten, und es öffnet sich. Diese Technik hat jedoch ihre Tücken, wie die Rückfahrt nach Berlin am Sonntag zeigte. Irgendwo zwischen Hannover und Berlin-Spandau meldet sich der Zugchef und musste etliche Male das direkt mitreisende Talgo-Team bitten, ein sogenanntes „F-Gerät“ nach Wagen 10 zu bringen.
Die vielgestellte Google-Anfrage nach einem „F-Gerät“ beschreibt etwas Erschreckendes: man meint schlichtweg „Feuerlöscher“. Der Zugchef beruhigt die Reisenden jedoch prompt. Er weist darauf hin, dass das Vapen oder Verwenden von Deo oder Haarspray in den Toiletten nur für die Mäken geboten werden sollte. Die Rauchmelder dort sind hochsensibel.
