FCAS-Projekt in der Krise
Droht das Ende für den europäischen Prestige-Kampfjet? Merz sucht nach Alternativen zu Frankreich
Das milliardenschwere Kampfjet-Projekt FCAS steht auf der Kippe! Deutschland überlegt ernsthaft, ob es den Ausstieg wagen sollte, da die Forderungen aus Frankreich immer größer werden. Bundeskanzler Merz hat sich dazu geäußert, dass er bis Ende des Jahres eine Lösung finden möchte.
In Berlin hat Friedrich Merz (CDU) die Probleme zwischen Deutschland und Frankreich in Bezug auf das FCAS-Projekt offengelegt. Dieses Projekt sollte eigentlich die europäische Verteidigung stärken, aber nun stehen wir vor einem ernsthaften Problem. Es scheint, als würde Deutschland nach anderen Partnern für die Entwicklung des zukünftigen Kampfjets suchen.
„Das Projekt kommt einfach nicht voran“, warnt Merz nach einem Treffen mit Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez in Madrid. Grund dafür sind die neuen Anträge des französischen Unternehmens Dassault Aviation, das beharrlich 80% der Entwicklungsanteile für sich beansprucht und damit die ursprünglichen Vereinbarungen gefährdet, nach denen Deutschland, Frankreich und Spanien jeweils ein Drittel der Verantwortung tragen sollten.
Welches ist der nächste Schritt für das EU-Kampfjet-Projekt?
Aufgrund dieser Streitigkeiten zieht die deutsche Regierung laut dem Portal Politico nun in Betracht, eventuell mit neuen Partnern zusammenzuarbeiten. Es werden Gespräche mit Airbus geführt, dem Unternehmen, das für den deutschen Anteil am Projekt verantwortlich ist, sowie Kooperationen mit Schweden und Großbritannien. Auch eine Zusammenarbeit nur mit Spanien steht zur Diskussion.
Bundeskanzler Merz hebt den Ernst der Lage hervor: „So kann es nicht weitergehen. Wir werden zeitnah eine Lösung benötigen, um das Projekt wirklich zum Laufen zu bringen.“ Die aktuelle Krise rund um das FCAS hat nicht nur technische und wirtschaftliche Auswirkungen, sondern birgt auch bedeutende politische Spannungen, die die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich auf eine harte Probe stellen.
Deutschland sucht nach Ersatze für Eurofighter
Das im Jahr 2017 ins Leben gerufene FCAS-Projekt hat die Aufgabe, bis 2040 die gegenwärtigen Airbus Eurofighter und die französischen Rafale-Kampfflugzeuge abzulösen. Vor dem Hintergrund der verschiedenen Bedrohungen, insbesondere aus Russland im Ukraine, ist dies ein besonderes Schlüsselprojekt für die Luftverteidigungsfähigkeit Europas.
Pedro Sanchez, der spanische Ministerpräsident, war ebenfalls der Meinung, dass das Projekt für die Verteidigungspolitik in Europa von großer Wichtigkeit ist: „Wenn wir von einer starken europäischen Verteidigungskalibrierung sprechen, dann ist dies genau das Beispiel, das wir dafür brauchen.“ Spanien empfindet, ganz wie Deutschland, Unzufriedenheit wegen des langsamen Fortschritts des Projektes.
Was ist das Future Combat Air System (FCAS)?
Das Future Combat Air System ist ein gemeinsames Serienprogramm von Deutschland, Frankreich und Spanien für ein modernes Luftkampfsystem, das um das Jahr 2040 in Betrieb genommen werden soll. Es umfasst ein sechsgenerationales Mehrzweckkampfflugzeug, das auch unbemannt fliegen kann, dazu kommen unbemannte Unterstützungsflieger sowie neue Waffensysteme und Kommunikationsstrukturen. In der deutschen Luftwaffe soll es den Eurofighter Typhoon ersetzen, und die französischen Luftstreitkräfte planen, die Rafale durch dieses neue Flugzeugsystem zu ersetzen. Unternehmen wie Dassault Aviation und Airbus Defence and Space treiben das Projekt voran.
Die Initiative geht auf eine Ankündigung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Präsident Emmanuel Macron im Juli 2017 zurück. Im Februar 2019 wurde ein Auftrag für eine Konzeptstudie im Wert von 65 Millionen Euro erteilt, und im Juni desselben Jahres wurden vertragliche Vereinbarungen unterzeichnet. Der erste Prototyp wird angeblich 2028 erwartet, wobei auchser ein hoher Technologiefortschritt im europäischen Raum angestrebt wird.
Quellen: Bundeswehr
Die Uneinigkeiten zwischen den Partnerunternehmen – Dassault, Airbus und Indra – betreffen nicht nur die Fragen zur Arbeitsverteilung, sondern auch technologisches Know-how und die Übertragung von Kompetenzen. Diese Punkte sind entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit in den jeweiligen Nationen. Laut Berichten verlangt Dassault unangemessene 100%-ige Ansprüche auf die Entwicklung des Flugzeugs, was für Airbus die unenviable Aufgabe birgt, lediglich Drohnenund Datenspeicher zu entwickeln.
Kritik an Frankreich: Entscheidung bis Jahresende?
Andreas Mattfeldt (CDU), der für die Verteidigung zuständige Haushaltspartner, meldete sich kürzlich in der Bild-Zeitung zu Wort und äußerte, dass „die französische Industrie mehr Anteile fordern möchte, was für die deutsche Wirtschaft nachteilig wäre.“ Daher hätte er Merz darum gebeten, mit Präsident Macron in eine verbindliche Entscheidung zu treten.
Sogar in der SPD wurden kritische Stimmen laut. Einige Abgeordnete verwiesen darauf, dass das Projekt eingestellt werden sollte, sollte keine konstruktive Einigung mit Frankreich erzielt werden.
Ein geplantes Treffen der Verteidigungsminister aus Deutschland, Frankreich und Spanien soll im Oktober stattfinden. Bis dahin sollen technische Meetings zwischen zuständigen Institutionen durchgeführt werden, um Lösungsansätze zu erarbeiten. Es wird erwartet, dass die entscheidenden Sagen über den Fortgang des FCAS-Projekts bis zum Ende des Jahres getroffen werden. Der Büroabgeordnete Andreas Schwarz warnte, dass der Bundestag irgendwann entscheiden müsse, „ob wir dieses Flugzeug wirklich benötigen oder nicht“.
(Quellen: Politico, Bild, AFP, Bundeswehr)
