Ein neuer Kulturkampf bei Tesla in Brandenburg: Die größte Gruppe ausländischer Beschäftigter besteht aus polnischen Mitarbeitern, die sich jetzt zusammenschließen wollen. Ihre Initiative, „Polska Inicjatywa GIGA Berlin“, wirbt auf Flyern dafür, sich besser zu organisieren.
In der einzigen europäischen Produktionsstätte des US-Elektroautobauers Tesla in Grünheide erheben die polnischen Angestellten ihre Stimmen. Im Vorfeld der Betriebsratswahlen haben sie sich das Ziel gesetzt, {„eine wirklich polnische Stimme“} zu etablieren. „Wir beißen nicht in die Hand, die uns ernährt, aber wir werden auch nicht still sein!“ – so der ihr credo, das sie auf Plakaten verbreiten.
Nach Unternehmensangaben arbeiten in der Tesla-Fabrik Personen aus über 150 Nationen, wobei die Polen die größte Gruppe ausländischer Angestellter stellen. Schätzungen zufolge sind es mehr als 2000 von insgesamt rund 11.000 Beschäftigten.
„Ein Adler lässt sich nicht mit Wurst ködern“
„Warum sollten nur Deutsche im Betriebsrat von Tesla sitzen?“, fragen die Flyers der Initiative direkt. Ihnen geht es darum, eine authentische Vertretung für die polnischen Kollegen im Werk zu schaffen. „Wir brauchen keine Mittelsmänner, die uns sagen, was gut für uns ist“, fordern sie und betonen, dass es wichtig sei, die Existenz der Polen innerhalb des Unternehmens sichtbar zu machen.
Das Bild eines stilisierten weißen Adlers, dem Wappentier Polens, ziert die Flyer und spricht Polnisch – dazu ein Slogan, der mit Nachdruck sagt: „Ein Adler lässt sich nicht mit Wurst ködern!“
Die polnischen Mitarbeiter bei Tesla wissen besonders gut um ihre Bedürfnisse und fordern aktiv Veränderung. In den Flyers heißt es: „Man gibt auch nicht einfach seinen Schlüssel dem Nachbarn, damit er das Wohnzimmer einrichtet – das ist privates Gebiet!“
Konkret erhoben sie Kritik an den hohen Fahrtkosten aus Polen, an Sprachbarrieren im Werk, dem fehlenden Zugang zu Informationen sowie an mangelnden Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. Die Initiative zielt darauf ab, mehr Fortbildung zu bieten und mehr polnische Mitarbeiter in Führungspositionen zu bringen.
Nicht nur das deutsche Management unter der Leitung von Elon Musk bekommt Kritik abzubekommen, sondern auch die Gewerkschaft IG Metall. Die Initiative sieht die Gewerkschaften als hinderlichen Faktor, der Veränderungen blockiert anstatt zu unterstützen: „Sie schaffen Konflikte, verlangsamen den Fortschritt und denken vor allem an ihre eigenen Interessen.“
Die Organisatoren haben die Absicht, ihre Flyer insbesondere an Fahrzeuge mit polnischen Kennzeichen zu verteilen. Wenn es ihnen gelingt, eine ausreichende Anzahl von Kollegen zu mobilisieren, könnte das zu einer Veränderung in der Machtbalance des Betriebsrats führen.
Zurzeit stellt die IG Metall mit ihrer Liste 16 Sitze im Betriebsrat und könnte damit die größte Einzelgruppe sein. Insgesamt wirken 23 Sitze, unter anderem die der Betriebsratsvorsitzenden Michaela Schmitz, kooperativ zusammen – intern als «Fraktion 23» bekannt. Beide Seiten werfen sich zaudern und Mangel an Interessenvertretung vor.
Die nächste Betriebsratswahl soll im März 2026 stattfinden. Die IG Metall äußerte derweil Bedenken in ihren Flyern, dass die nicht gewerkschaftlich organisierten Betriebsräte die Wahl sogar früher einberufen könnten. Mit der „Polska Inicjatywa GIGA Berlin“ kündigt sich nun jedoch eine ernsthafte Gruppe an, die sich für den polnischen Einfluss einsetzt.
Erstpublikation: 29.08.2025, 11:44 Uhr.
