Krypto: Fluch oder Segen für die Finanzwelt? Warum Blockchain der Schlüssel für die Zukunft sein könnte

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von Oliver Stock / Business Punk

Manche Aussagen bleiben im Kopf: „Ich lebe seit 13 Jahren in einer Blase“, sagt Ulli Spankowski, der Chief Digital Officer der Boerse Stuttgart Group. Dabei bezieht er sich nicht auf irgendeinen technologischen Kokon, sondern ganz konkret auf die spannende Welt der Kryptowährungen. Wie Spankowski erzählte, konnten die ersten Bitcoiner zunächst damit „ein schnelles Mittagessen kaufen“, bevor sie in der Lage waren, Autos und sogar Wohnungen zu erwerben. „In dieser Blase sieht es immer nach Wachstum aus“, fügt er hinzu.

Betrachtet man die Situation genauer, zeigt sich, dass die Krypto-Blase trotz diverser Skandale – den schockierenden Vorfällen um die US-Tradingplattform FTX 2022 eingeschlossen – nicht geplatzt ist. Ganz im Gegenteil, sie hat sich mehr denn je ausgeweitet: Von einer Nische hat sich Krypto bis hin zur breiten Masse bewegt, und umso mehr freut es Spankowski, wenn sogar „Sparkassen und Volksbanken“ nun Interesse an Kryptowährungen zeigen. Krypto ist mittlerweile im Mainstream angekommen.

Das Panels, bei dem das ständige Wachstum von Krypto diskutiert wurde, zog viele der über 1000 Teilnehmer auf dem Finance Summit der Boerse Stuttgart Group an. Vertreter aus Banken, von Investmentfirmen und Fintechs sprachen offen über die Chancen und Risiken der Blockchain-Technologie. Spankowski skizzierte die Entwicklung des Krypto-Marktes in drei Phasen:

  1. Pionierzeit bis 2018: In dieser ersten Phase war der Zugang zur Krypto-Welt schwierig, es gab nur wenige Nutzer und die digitale Währung galt als lustiger Zeitvertreib. „Das größte Problem von Bitcoin damals war: Kaum jemand hat sich dafür interessiert“, erinnert er sich.
  2. Wachstumsphase: Hier kam es endlich zu einer regulierten Umgebung mit klaren Richtlinien und steigender Akzeptanz.
  3. Heute: Krypto wird nun als eine selbstverständliche Anlageklasse angesehen – sowohl für private Nutzer als auch Institutionen.

Ein wegbereitender Faktor sind für Spankowski die Stablecoins: „Digitales Geld, welches 24/7 leicht in der Welt transferiert werden kann.“ Während die USA beim Thema Regulierung einen Schritt voraus ist, warten die Europäer zögerlich ab, dass nichts Schädliches passiert. Doch für Spankowski ist das nicht genug: „Der Kryptomarkt ist global und lässt sich nicht auf Europa, die USA oder Asien beschränken. Wir müssen diesen Finanzmarkt aktiv mitgestalten.“

Auf dem Panel betonte Marion Spielmann, die COO der DekaBank, dieser Trend: „Blockchain ist nicht nur eine Technologie, sondern ein echtes Versprechen für mehr Transparenz.“ Banken hatten lange gezögert, aber die Kunden hitt die Gegebenheiten geschaffen: „Keine Bank kann sich es leisten, Krypto nicht anzubieten.“ Heute ist das Thema Krypto auch im Bereich der privaten Vermögensverwaltung angekommen, jedoch meist als Selbstvariante. „Die Nachfrage der Kunden ist ganz klar: Sie möchten denselben Service und dieselbe Bequemlichkeit erwarten, wie bei klassischen Produkten“, schildert Spielmann. Beratung ist weniger gefragt – viele Kunden haben sich längst selbst orientiert.

Frank Engels, Chief Investment Officer von Union Investment, hob hervor, wie wichtig die Technologie ist: „Blockchain ist essenziell, da sie schnell, transparent und komplett digital ist.“ Allerdings warnte er auch vor den Risiken: Die Investition in Kryptowährungen wird häufig als Spekulation angesehen, und das viele Deutsche dennoch diesen Schritt wagen, hat ihn kalt überrascht. Zudem sieht er Herausforderungen für die Geldpolitik: „Die Zentralbank verliert durch Stablecoins die Kontrolle über die Geldmenge. Zentralbankgeld ist klarer und sicherer als jeder private Stablecoin.“ Aber auch ihm ist klar: „Kein Finanzinstitut kann den Zug des Wandels verpassen.“

Heiko Beck, Managing Director beim Fintech-Anbieter Avaloq, eröffnete eine weitere Perspektive und sagte: „Digitale Assets sind viel mehr als bloß heiße Luft.“ Die Handelsvolumina zeigen deutlich, dass Krypto zu einer Realität für private Anleger geworden ist. Die Herausforderung liegt darin, zwei Systeme gleichzeitig zu managen: „Es ist, als würde man weiterhin einen Verbrennungsmotor aufbauen, während der Elektroantriebde schon hochgefahren wird.“ Die Banken haben Bedenken – neue Infrastrukturen benötigen erhebliche Investitionen, so Beck: „Es wird gewiss nicht billiger werden, aber es wird effektiver und besser skalierbar sein.“

Die Experten hatten unterschiedliche Ansichten. Doch man spürte deutlich die Einigkeit, dass Krypto kein kurzfristiger Trend mehr ist. Es verändert eine Menge und fast alle Akteure erkennen das mittlerweile – Krypto hat die Welt der Banken und Geldpolitik einschneidend verändert. Bei Spankowski’s Vergleich mit der „Blase“ zeigt sich nun eine andere TBD – die Blase ist nicht geplatzt, sondern sie entwickelt sich weiter. Spielmann gab zu verstehen, dass Banken Krypto ernst nehmen sollten. So exakt Engels‘ Warnung vor überbordenden Spekulation vertieft das Vertrauen und unterstreicht, wie essenziell die Regulierung ist. Becks Vergleich zwischen Verbrennermotor und Neufahrzeug beschreibt ideal die Transformation in der Finanzwelt – alte und neue Systeme existieren parallel, die Richtung in eine digitale Zukunft ist aber schon längst klar erkennbar.

Schlussendlich herrschte ein gemeinsames Verständnis beim Panel: Krypto ist fest in unserer Welt verankert. Die Blockchain – die Technik hinter Bitcoin und Co. – ist nicht nur ein Spielplatz für Nerds. Sie bildet die Basis für neue Märkte, bessere Infrastrukturen und innovative digitale Währungen. Während Deutschland und Europa noch vorsichtig zuschauen, gehen die USA bereits mit großen Schritten voran.

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