Mahle steht aktuell im Kreuzfeuer der Kritik, während das Unternehmen gleichzeitig Chancen durch die Verlängerung der Verbrenner-Nutzung wittern sollte.
Die Worte von Nektaria Christidou, die vor ihren Kollegen spricht, spiegeln perfekt die Sorgen vieler in der deutschen Autoindustrie wider. Mit einer beeindruckenden Gruppe von 900 Mitarbeitern, die trotz kaltem Wetter zu dieser Kundgebung gekommen sind, zeigt sich, dass die Mitarbeiter zusammenhalten. Sie alle tragen Trillerpfeifen und rote Kappen der IG Metall, während sie auf den Werksparkplätzen ihren Unmut kundtun.
Über Mühlacker, wo Mahle einmal große Zukunftspläne hegte, hängen düstere Wolken. Von einst beeindruckenden Ambitionen bleibt zunehmend eine Atmosphäre der Unsicherheit; der Standort sollte für Kühltechnologien sowie Elektromobilität bekannt sein – doch die Realität sieht anders aus.
„Wir brauchen mehr Produkte, die in Deutschland hergestellt werden, nicht weniger!“ ruft Christidou ihren Kollegen zu. Ihre Stimme wird von frenetischem Beifall begleitet. Ebenso appelliert sie an die Spitze des Unternehmens: „Gebt uns neue Produkte für eine gesicherte Zukunft.“
Neue Produkte? Ja, das klingt einfach, aber die Realität sieht komplizierter aus. Die älteren Produkte schmelzen dahin, während die neuen kaum Gewinne abwerfen. Das betrifft auch Mahle. Der Markt für Elektromobilität stagniert und die Abteilung für Thermalsysteme erfährt Veränderungen. Die Verträge der bisherigen Spartenchefin, Jumana Al-Sibai, wurden gekündigt – möglicherweise war die Unternehmensführung nicht von ihrer Fähigkeit zur Zielerreichung überzeugt.
Jetzt plant Mahle Einsparungen von 150 Millionen Euro jährlich, dabei sollen etwa 1000 Stellen gestrichen werden – vornehmlich in Verwaltung und Entwicklung. Mahle-Chef Arnd Franz betont, dass sie bis 2026 die vollen Ersparnisse erzielen müssen, weshalb es jetzt keine Zeit für lange Gespräche gibt.
Die Speerspitze kommt also jetzt und das, wo möglicherweise die Europäische Union das Verbot für Verbrennungsmotoren überdenken will. Mahle hebt hervor, dass eine technologische Offenheit für das Unternehmen und seine Mitarbeiter wichtig ist, um Arbeitsplätze zu retten und die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu sichern. Ob das Erfolg haben wird, steht in den Sternen.
Die Gewerkschaften blicken skeptisch auf die Sparmaßnahmen, vor dem Hintergrund neuer EU-Vorgaben, haben diese massive Reaktionen hervorgerufen. Mitarbeiter und Gewerkschaften zeigen sich besorgt über die Auswirkungen auf die Standorte.
Trotzdem hohe Sorgen um zukünftige Produkte
Der Standort Mühlacker scheint gegenwärtig nicht direkt betroffen von den Sparmaßnahmen, oder etwa doch? Gerade die Thermalsysteme, die dort entwickelt werden und insbesondere für Verbrennermodelle gedacht sind, könnten unter Druck kommen. Ein Betriebsrat stellt die brennende Frage: „Wenn hier nichts entwickelt wird, was wird dann weiterhin produziert?“ Forderungen nach neuen Produkten gibt es, denn Ende nächsten Jahres läuft die Beschäftigungssicherung aus.
Die Situation für Mahle ist verzweigt. Das Unternehmen könnte theoretisch von einer verlängerten Phase für Verbrenner profitieren; rund 60 Prozent der Beschäftigten hängen davon ab, sagte deren Vorstand im Frühjahr. Die solide Absatzlage ist immer noch dank der zahlreichen Teile für Diesel- und Benzinfahrzeuge sehr gut, UV Konzern hat berechtigte Zweifel, ob diese Erfolge von Dauer sind.
Solange es Bedarf gibt, muss Mahle diesen weiterhin bedienen. Allerdings droht ohne Europa eine körperliche Abwanderung der Produktion in andere Regionen. Die Konkurrenz wird lauter – auch die OEMs aus Europa ziehen immer mehr teils aus Asien produzierten Teilen in Betracht, weil sie günstiger sind. „Von einer festen Verbindung Red schon lange keine Rede mehr,“ sagt ein Betriebsrat und zitiert frühere bevorstehende Firmenverbindungen.
Das vergangene Jahr war für Mahle bereits geprägt von Umsatzrückgängen in zahlreichen Sparten. Die Ebit-Marge sinkt auf nur 1,5 Prozent – es wird immer teurer, neue Kredite zu bekommen, da Banken ihre Schlagkraft aufgrund vergangener Ratings senken. Diese Einschnitte werden nicht die letzten sein; bereits in der Transformation mit dem neuen strategischen Ziel, Thermomanagement anzuregen, war nicht so profitabel wie erst erhofft.
Die Zeit drängt für neue Mentalitäten. Martin Wellhöffe wurde kürzlich zum neuen Mauernungsleiter von der Zimmermannschaft ernannt, ebenfalls Gesicht des Wandels – doch was er im Detail plant, bleibt abzuwarten.
