Guten Morgen, liebe Leser!
Was vor vier Jahren die viecht gefragten FFP2-Masken waren, sind heute die Chips von Nexperia: kleine, aber wichtige Teile, die man erst schätzt, wenn sie fehlen.
Mit einem Marktanteil von bis zu 40% im Bereich Standardchips ist Nexperia ein riesiger Player in der Autoindustrie. Große Namen wie BMW, Mercedes und VW nutzen diese Chips. Doch nun gibt es Probleme: Aufgrund eines Streits mit der niederländischen Regierung sind die chinesischen Besitzer nicht mehr bereit, nach Europa zu liefern. Plötzlich wird klar, dass diese angeblich „unwichtigen“ Teile für die Produktion unverzichtbar sind.
Wie schon bei den FFP2-Masken befinden sich Unternehmen auf der Suche nach Alternativen, was die Preise in die Höhe treibt. Der Finanzchef von Volkswagen, Arno Antlitz, sagte kürzlich, die Lage sei „extrem komplex“. Optimistisch klingt anders, oder?
Jetzt zeigt sich, dass die deutschen und europäischen Firmen damals nicht auf die Probleme reagiert haben, um ihre Lieferketten robuster zu gestalten. Oft war es günstiger, einfach in China zu produzieren.
Diese Naivität findet man nicht nur im Chip-Bereich. Auch bei strategischen Rohstoffen wie seltenen Erden führt kaum ein Weg an China vorbei. Viele Unternehmen haben den chinesischen Markt als das einfachste Ziel auserkoren, ohne die Risiken zu bedenken, die mit dieser Abhängigkeit kommen.
Doch in den letzten Jahren hat sich das Blatt gewendet. China wird zunehmend zickig und knüpft den Zugang zu Rohstoffen an politisches Wohlverhalten. Ein Beispiel ist die kurzfristige Absage der China-Reise des Außenministers Johann Wadephul.
Vor einigen Jahren drängten deutsche Politiker auf ein offenes Wort gegenüber Peking. Heute hingegen verlangt die chinesische Regierung von Wadephul, vor seiner Reise gewisse Äußerungen zu relativieren, sonst gibt es keine Termine in Peking.
Es ist noch nicht zu spät für Europa, sich von der jahrzehntelangen Abhängigkeit von China zu befreien. Unsere Titelgeschichte heute beleuchtet verschiedene Strategien dazu.
Massaker erinnert an vergessenen Krieg
Im Sudan haben die Rebellen die Stadt El-Fasher in der Darfur-Region eingenommen und Berichten zufolge ein Massaker verübt. Laut der WHO starben allein in einer Geburtsklinik 460 Menschen.
Etwa zwölf Millionen Menschen sind im Sudan auf der Flucht, und im aktuellen Bürgerkrieg wurden bereits 150.000 Menschen getötet. Das sind mehr Opfer als im gesamten Konflikt in Gaza. Hand aufs Herz: Wie oft, haben Sie sich wirklich für die Situation im Sudan interessiert? Ich ehrlich gesagt auch nicht – Zeit, nachzuholen.
Hier sind alle wichtigen Informationen fürchterlichen Situation.
Amazon blüht dank KI…
Der steigende Bedarf für Rechenkapazität fördert Amazon. Im dritten Quartal stieg der Umsatz unerwartet um 13 Prozent auf 180,2 Milliarden Dollar. Der Gewinn pro Aktie kletterte um über 36 Prozent auf 1,95 Dollar. Nachbörslich reagierten die Anleger positiv, die Aktie sprang um mehr als zehn Prozent.
Übrigens gab Amazon bekannt, dass 14.000 Stellen in der Verwaltung gestrichen werden. Eine der Ursachen dafür ist, dass KI zunehmend Aufgaben übernimmt, die früher von Menschen erledigt wurden.
…und Apple dank iPhone 17
Auch Apple brachte gestern seine Quartalszahlen. Der Start des iPhone 17 hat dem Konzern geholfen, seinen Umsatz zu steigern, obwohl sie aufgrund von Lieferengpässen die Nachfrage nicht vollständig bedienen konnten. Der Gesamtumsatz betrug 102,5 Milliarden Dollar, das ist ein Anstieg um etwa acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Gewinn schoss auf 27,5 Milliarden Dollar und das ist eine Steigerung von 86 Prozent – hauptsächlich wegen einer niedrigeren Steuerlast.
Für das nächste Quartal erwartet CEO Tim Cook ein deutlich zweistelliges Wachstum beim iPhone-Verkauf und rechnet mit einem Umsatzanstieg von zehn bis zwölf Prozent. Analysten waren pessimistischer.
Alkoholaktien: Krise oder Möglichkeit?
Alkoholkonsum hat viele negative Auswirkungen, und leider betrifft das nicht nur den Menschen, sondern auch die Aktien von Bier- und Spirituosenproduzenten. Der Bloomberg-Index der 50 größten börsennotierten Unternehmen in diesem Bereich liegt aktuell 46 Prozent unter seinem Höchststand im Juni 2021. Der aktuelle Kurs spiegelt(viewer News) gerade mal das 15-fache der erwarteten Gewinne wider – und das ist weniger als die Hälfte vom Rekord von 2021.
Der Hauptgrund? In den Industrieländen trinken die Leute zunehmend weniger Alkohol – oft aus Gesundheitsgründen.
Während einige das als Krise sehen, erkennen andere die Chance: Laut Richard Cook vom Hedgefonds Cook & Bynum hat man in Positionen beim brasilianischen Bierhersteller Ambev SA und dem peruanischen Brauer Backus y Johnston investiert.
„Wir sind überzeugt, dass die Menschen weiterhin Alkohol konsumieren werden“, erklärt Cook und fügt hinzu, dass Brauereien in Wachstumsmärkten mehr Bier verkaufen werden, und das Angebot wird im Laufe der Zeit qualitativer und profitabler sein.
Kleiner T-Rex offenbar keiner
Wissenschaftler rätseln schon lange, ob ein Dinosaurier, der in den 1940er Jahren gefunden wurde, ein junger T-Rex oder eine eigene Spezies war. Jetzt haben Forscher offenbar die Antwort gefunden, die Ergebnisse wurden im Fachjournal Nature veröffentlicht. Ihr Team glaubt, dass es sich um eine verwandte, aber kleinere Art handelt, die nur halb so groß wurde wie ein T-Rex.
In der Welt der Dinosaurier ist das Kuriosum nichts Neues: Zum Beispiel arbeitet Mercedes an einer kleineren Version seines Gelände-Urmodells G-Klasse.
Ich wünsche Ihnen ein entspanntes Wochenende!
Herzliche Grüße,
Ihr Christian Rickens
PS: Letztes Jahr jagten zwei Reporter des Handelsblatts einem Phantom nach – einem Mann, der seine Identitäten wechselt wie andere Menschen ihre Kleider. Auf ihren Recherchen stießen sie auf Gangsta-Rapper in Hamburg und Drogendealer im Darknet, um dann schließlich den Gesuchten selbst zu treffen. Sie können all dies bei Handelsblatt Crime Live am 20. November im Kunstkraftwerk Bergson in München erleben. Erfahren Sie hier mehr.
