Die Lage in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie hat sich im zweiten Halbjahr 2025 stark verschlechtert. Während im Sommer noch eine gewisse Zuversicht vorhanden war, zeigt die aktuelle Winter-Konjunkturumfrage von bayme vbm nun ein anderes Bild. Sowohl die gegenwärtige Geschäftslage als auch die Erwartungen für In- und Ausland haben einen Einschnitt erfahren. Die Branche ist auch mit hausgemachten Problemen am Standort konfrontiert, was spürbare Konsequenzen für Produktion, Investitionen und Beschäftigung mit sich bringt. Diese Situation wurde bei einer Pressekonferenz im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München offenkundig.
„Die wirtschaftliche Lage ist im zweiten Halbjahr erneut eingetrübt. Die Sommerhoffnungen sind leider verflogen“, erklärt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Verbände bayme vbm. Alle Bereiche der Umfrage zeigen eine negativere Stimmung im Vergleich zum Vorjahr. Unternehmen fühlen sich enttäuscht, weil ihre Erwartungen nicht in Erfüllung gehen.
Und besonders das Inlandsgeschäft bekommt die Kritik zu spüren. Gerade einmal 15 Prozent der Firmen sehen ihre Lage in Deutschland als gut. Der Saldo von positiven und negativen Bewertungen liegt bei minus 20,1 Punkte, während es im Auslandsgeschäft minus 18,8 Punkte sind. Zwar zeigte der Ausblick für das kommende Jahr formal noch positive Werte, doch von einem tatsächlichen Aufschwung kann bei weitem nicht die Rede sein. Brossardt meint dazu: „Das ist kein Optimismus, sondern bloss die Hoffnung, dass alles nicht noch schlimmer werden könnte.“
Die Kluft zwischen Heimat- und Auslandsaktivitäten wird immer deutlicher. Während die Produktionspläne in Deutschland erneut negativ gerannt sind (minus 6,7 Punkte), hat beinahe jedes zweite Unternehmen im Ausland Mehrinvestitionen im Sinn. Für 2025 erwartet die Branche einen Rückgang von 1,5 Prozent in der Produktion, und 2026 sieht es am besten düster aus, wenn Stagnation droht. „Im Ausland findet Investition, Produktion und eine Isolation von Arbeitsstellen statt. Unser Wirtschaftsstandort entwickelt sich selbst zu einem Problem“, hebt Brossardt hervor.
Warnende Worte hat der Verbandschef auch für die politischen Maßnahmen, die zusätzliche Modelle schaffen. Gerade in einer ohnehin angespannten Situation würden kostentreibende und bürokratische Regelungen die Probleme noch verschärfen. Ein Beispiel, das Brossardt hier anführt, ist das angedachte Tariftreuegesetz. „Das braucht einfach niemand. Der potenzielle Schaden wäre gewaltig“, sagt er. Die Branche sieht eher ein Mangel an Umsetzung was frühere, sinnvolle Reformen betrifft, als dass Ideen ganz fehlen würden.
Ebenfalls besorgniserregend sind die Investitionspläne. Diese sind ein Schlüsselfaktor für die Zukunftsfähigkeit eines Standorts. Die Bilanz für das Inland brach von minus 8,3 auf minus 19,9 Punkte ein. Im Kontrast steigen Investitionen im Ausland kräftig auf plus 34,8 Punkte. Zudem bleibt bei den schon wenigen Inlandsinvestitionen nicht mal ein Fünftel für Erweiterungen übrig; der Großteil dient lediglich dem Ersatz. Für die Verbände ist das ein deutliches Alarmsignal für eine schleichende Deindustrialisierung. „Einmal weg, kommt nicht so schnell wieder“, mahnte Brossardt.
Der Trend hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die Beschäftigungspläne im Metall- und Elektrosektor haben weiter abgenommen. Über 37 Prozent der Unternehmen rechnen mit einem Stellenabbau. Bis Ende 2025 könnten rund 20.000 Arbeitsplätze verloren gehen, was die Beschäftigtenzahl auf etwa 837.000 reduzieren würde. Auch für 2026 sehen die Verbände einen weiteren квартал Rückgang um 20.000 auf etwa 817.000 Beschäftigte. „Die Unglücksfälle aufgrund einer ineffizienten Industrie- und Standortpolitik sind nirgends offensichtlich wie hier“, so Brossardt. Jedes verlorene Arbeitsplätzchen ist einer zu viel.
Zusichtlich gucken die Verbände auf 2026 und hoffen auf eine verbindlichere Wirtschaftspolitik. Maßnahmen wie etwa die Modernisierungsagenda müssen schnellstens konkretisiert werden, um an die in Aussicht genommene Verbesserung anzuknüpfen. „Sofort umsetzen“ gilt hier als wichtigste Forderung. Doch auch die hohen Sozialversicherungskosten erfordern umgehende Reformen, um weitere Beitragserhöhungen, gesunkene Nettoeinkommen sowie dauerhaft höhere Arbeitskosten herauszuhalten. Brossardt warnt, dass dies andere Industrialisierungen öffnet.
Ein weiteres wichtiges Thema wird die Tarifrunde 2026 sein. Aus Sicht der Arbeitgeber müssen die Tarifverträge flexibler und wettbewerbsfähig gestaltet werden, um die Stabilität des Standorts sicherzustellen. „Dies hat keine geringeren Ziele als die Zukunftsfähigkeit unserer Industrie“, unterstreicht Brossardt. Denn die Metall- und Elektroindustrie bildet das Herz der bayerischen Industrie, und diese ist ihrerseits das Rückgrat der gesamten bayerischen Wirtschaft.
