Akio Toyoda ist bekannt dafür, seine Visionen in großen Worten zu präsentieren. Vor kurzem enthüllte der Vorstandsvorsitzende von Toyota Motor die neue Marke Century bei der Japan Mobility Show in Tokio. Er erklärte, dass er diese Marke aufbauen möchte, um „die Seele und den Stolz Japans mit der Welt zu teilen“. Toyoda betonte, dass Japan „seine Energie und Dynamik verloren hat“ und äußerte den Wunsch nach Weltfrieden und einer Wellington-Agenda für die nächsten hundert Jahre aus Japan.
Im Hintergrund leuchtete ein oranges Sportcoupé – das Auto, mit dem Toyota die Öffentlichkeit für die neue Marke Century begeistern möchte. Unter all den großen Worten steht hinter “Century“ vor allem eines: ein Versuch, das Unternehmen in die höchste Preisklasse zu katapultieren, die über der Luxusmarke Lexus liegt.
Während Lexus eine japanische Antwort auf deutsche Hersteller wie Mercedes, BMW und Audi sein soll, hellt sich Toyotas neue Marke Century mehr an Marken wie Rolls-Royce und Bentley von Volkswagen. In Japan steht der Name Century seit fast 60 Jahren für eine klassische Limousine, die sogar der Kaiser und Regierungsmitglieder nutzen. Vor zwei Jahren stellte Toyota einen luxuriösen SUV unter demselben Namen vor, der gezielt wohlhabende Kunden in China ansprechen sollte. Century soll nun als eigenständige Marke mit drei Modellen klar als „Japans Spitzenangebot in der Automobilwelt“ positioniert werden.
Toyota wagt neue Experimente
Anfang Dezember standen erneut große Neuigkeiten an: Toyoda wollte die deutschen Luxusauto-Hersteller herausfordern. In der neu gegründeten „Woven City“, einem Zukunftsprojekt am Fuße des Fuji, zeigte er drei neue Sportwagenmodelle, die gleich von der japanischen Presse als direkte Wettbewerber für Porsche, die AMG-Reihe von Mercedes und sogar Ferrari eingestuft wurden. Ein Modell, der GR GT, soll voraussichtlich bis 2027 auf den Markt kommen, während für die beiden anderen – eine Rennversion des GR GT und eine Elektro-Ausgabe des limitierten Lexus-Sportwagens LFA – noch keine spezifischen Daten genannt wurden. Der Preis des GR GT wird bei etwa 200.000 Euro liegen.
Toyota hat das nötige Vertrauen, um immer wieder Neues auszuprobieren. Da viele klassische Autohersteller wie Volkswagen mit den Herausforderungen der Elektroauto-Umstellung und dem neuen Wettbewerb aus China kämpfen, steuert Toyota erneut auf ein Jahr mit Rekordabsatz zu. Auch wenn die zusätzlichen Exportkosten durch US-Zölle die Gewinne drücken – allein im ersten Geschäftshalbjahr belasteten diese belastenden Exportkosten Toyota mit etwa acht Milliarden Dollar –, schaffte es Toyota im November, die Prognose für seinen Nettogewinn auf 2,9 Billionen Yen (etwa 15,8 Milliarden Euro) anzuheben.
Neue Luxusangebote gegen den Staatsnamen
Die neue Leidenschaft für Luxus soll Toyota auch helfen, sich von den neuen Konkurrenzherstellern aus China abzugrenzen, die mit ihren günstigen Elektroautos Unterhaltung im britischen Konsumenten-Markt schaffen. Toyoda äußerte im Oktober zur Woven City, dass der einfache Aufbau von Elektrofahrzeugen dazu führen könnte, dass Autos zu „nicht mehr besonderen“ Massenprodukten a priori werden. Die Gründung von Century als eigene Marke im sogenannten „Ultra-Luxus-Segment“ soll Lexus Spielraum geben für kreative Neuerungen. Toyodas frühe Bemerkung, dass Lexus sich bisher oft mit dem Nachahmen von Mercedes und BMW beschäftigt hat, will er nun in die Richtung von „Verbesserung und Innovation“ lenken.
Markenchef Humphries präsentierte eine visionäre Idee: einen besonders großen Van mit zwei normalen Rädern vorne und vier kleinen Rädern hinten. Dies soll dazu dienen, einen hochwertigen Kleinbus zu etablieren, der für Käufer der Oberklasse das Gefühl von „echtem Freiraum“ bietet, was für den normalen Markt „wahrhaft unbezahlbar“ ist. Damit möchte Lexus die superelete Kundschaft umso mehr begeistern, die von massenorientierten SUVs enttäuscht ist und nach Optionen mit Platz und Spielraum sucht.
