Was läuft schief in Europa? Ein Blick auf die geopolitische Situation

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von Midia Nuri für Markt und Mittelstand / Frankfurt Finance & Future Summit

Die geopolitische Landschaft hängt stark von Rohstoffen ab, was in den letzten Tagen besonders deutlich wurde. China hat die Ausfuhr von Seltenen Erden eingeschränkt, die in der Automobil-Halbleiterindustrie eine wesentliche Rolle spielen. Wie der ehemalige Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping auf dem Frankfurt Finance & Future Summit betonte: „Das Problem betrifft nicht die Verfügbarkeit, sondern die zugehörigen Verfahrenstechnologien.“

„China operiert in integrierten Wertschöpfungsketten“, merkt Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, an. Das Land hat sogar das Konzept „Made in Germany“ nachgeahmt – eine Taktik, die bereits 2013 zuerst publik wurde. Scharping warnte: „Technologieführerschaft und Resilienz sind entscheidend, und wir sollten ernsthaft darauf achten.“ Doch viele scheinen dies zu ignorieren, wie Ansgar Baums, Senior Advisor bei Sinolytics, festgestellt hat. Er bezeichnet diese Ignoranz als ein „graues Nashorn“, ein sichtbar drohendes Problem, das häufig nicht erkannt wird.

Anders als die USA gilt China aktuell für viele Unternehmen als berechenbar. Baums empfiehlt Firmen, dort aktiv zu bleiben, um Teil von Chinas technologischen Fortschritten zu werden. „Alles, was automatisiert oder smart ist, kommt aus China“, fügt er hinzu.

China spielt nicht nur in der Technologie eine Schlüsselrolle, weiß Peter Naumann von Sanofi-Aventis Deutschland. Viele pharmazeutische Wirkstoffe stammen ebenfalls aus diesem Land, was während der Corona-Pandemie deutlich wurde.

In Bezug auf die USA sagt Naumann, dass der Markt dort interessant bleibt, weil US-Konsumenten bereit sind, zwei- bis viermal mehr für Medikamente zu zahlen. Ein bedeutender Teil des deutschen Exports, etwa 25 %, geht in die USA, wobei aus seiner Sichtู้ wichtig ist, global zu denken und verschiedene Szenarien zu betrachten.

Die EU hat es jedoch schwer mit der machtpolitischen Strategie der USA. Baums bemerkt, dass die EU sich in einer technokratischen Denkrichtung befindet, was die Lage komplizierter macht. Der aktuelle globalen Fracht und Investition ist eine Herausforderung, die allerdings unbekannte Potenziale birgt.

Braun schildert, dass sein Unternehmen unter der Präsidentschaft von Joe Biden das größte Investitionsprogramm für die USA auflegte und nun Plattformen für die Textilindustrie bereitstellt. Wäre das nicht geschehen, hätte die Firma unter 100 % Zöllen gelitten. „Investitionen zahlen sich besonders in Krisenzeiten aus“, bemerkte Braun.

Die wirtschaftlichen Einschätzungen vom Nobelpreisträger Paul Krugman zeigen, dass wir gezolltechnisch auf dem Stand von 1934 angelangt sind, was laut Scharping uns zu Zeitzeugen eines fundamentalen Wandels macht.„Es ist entscheidend, ob wir nur Zeugen bleiben oder aktive Gestalter sein möchten“, fragt Scharping und führt aus: „Wessen Schicksal nehmen wir in die eigenen Hände?“

Zudem ist die technische Kapazität entscheidend: Während Russland jährlich 35 Satellitenraketen in den Weltraum schickt, sind es in den USA 29. Scharping glaubt, dass es auch kostenintensiv ist, aber notwendig war.

Souveränität bedeutet auch finanzielles Engagement. Baums stellt fest: „Europa hat kein Problem mit Regulierung und Bürokratie – das eigentliche Problem ist unser Shareholder-Kapitalismus.“ Oder um es anders zu sagen: In China werden Investitionen in den ersten fünf Jahren oft nicht hinterfragt. In den USA ist das ähnlich, während europäische Unternehmen häufig jährlich diese Druckmittel spüren. Das behindert bahnbrechende Entwicklungen. Selbst wenn wir die Bürokratie abbauen, handelt es sich nach wie vor um ein systemisches Problem.

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Quellen: Wallstreet Online

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